Donnerstag, 28. Oktober 2010

Vollkorn-Ecstasy: Müslistangen mit Pecannüssen

Dass ein guter Start in den Tag wichtig ist, wurde mir schon als Kind immer wieder vorgebetet und spätestens seit Studienzeiten weiß ich, dass da was dran ist. Das Problem: Ich bringe früh morgens nichts runter. Außer einem Becher 50/50-Kaffee (halb Milch, halb Milde Bohne). Dann geht´s hektisch zur Arbeit, Handy, Portemonnaie, Lippenstift und wenigstens ne Flasche Wasser fliegen in die Tasche, aber um ein Brot zu schmieren bleibt oft keine Zeit. Wenn dann gegen 11 Uhr der erste kleine Hunger kommt, bin ich dank Bahnhofsbäckerei gewappnet: Im Vorbeigehen kaufe ich hier meist noch meine heiß geliebte Müslistange für... - STOP! - (bitte jetzt die volle Aufmerksamkeit) für 1,75 €! Eineurofünfundsiebzig! Macht hochgerechnet 8,75 € pro Woche! Das sind im Monat mindestens 35 € und im Jahr über 420 €! Für Müslistangen!!! Bei dieser Erkenntnis brauche ich den Schock-Schnaps nicht einfach so, sondern intravenös! Aber nicht mehr mit mir, Bio hin oder her, das ist ne Menge Schotter für ein so verhältnismäßig kleines Stängelchen, also habe ich eine Müslistangen-Kopie ausgetüftelt, die dem Original wie ich finde ziemlich nahe kommt. Das ist richtiges Kraftfutter und ich kann für eine viertel Stunde nicht reden, weil ich mit Kauen beschäftigt bin (böse Zungen behaupten, das müsse eine Wohltat für meine Kollegen sein). Ich backe sie auf Vorrat und gefriere sie ein, so habe ich jeden Tag frische Müslipower für die Arbeit.


Zutaten für 4 Müslistangen:
10 g frische Hefe (das ist ca. 1/4 Stück)
150 ml warmes Wasser 
4 EL Agavendicksaft (ersatzweise Honig oder Rohrohrzucker)
125 g Roggenvollkornmehl
125 g Weizenvollkornmehl
1 Prise Salz (3-5 g)
4 EL Haferflocken
2 EL Leinsamen
60 g getrocknete Pflaumen, in kleine Stücke gehackt
80 g Pekannüsse, grob gehackt
eine Handvoll getrocknete Cranberries (die waren von den vorangehenden Kohlrouladen noch übrig)
Haferflocken zum Wälzen

Hefe im warmen Wasser auflösen und den Agavendicksaft einrühren. Die Mischung ein paar Minuten stehen lassen. Die beiden Mehlsorten miteinander in eine Schüssel geben, eine Mulde hineindrücken und die Hefemischung zugeben und gut verkneten. Die übrigen Zutaten hinzufügen und noch einmal durchkneten. Der Teig ist relativ klebrig, bemehlte Hände schaffen etwas Abhilfe - jedoch nicht zuviel zusätzliches Mehl zufügen, sonst werden die Müslistangen steinhart. Schüssel mit einem Tuch abdecken und an einem warmen Ort ca. 1 Stunde gehen lassen (nicht erschrecken, der Teig geht nicht sehr stark). Dann den Teig noch einmal kurz kneten und 4 Stangen formen, in den Haferflocken wälzen und die Oberseite dreimal schräg einschneiden. Die Müslistangen auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und für weitere 30 Minuten gehen lassen. Währenddessen den Backofen auf 180°C vorheizen. Die Müslistangen im Ofen ca. 25 Minuten backen. Sie sollen nicht stark bräunen (bei mir sahen sie fast aus wie zuvor ungebacken) und beim Herausnehmen noch weich sein. Wenn sie abkühlen werden sie härter, das ist jedoch gewollt und bei den Original-Müslistangen auch so. 




Die verschiedenen Zutaten können natürlich variiert werden, je nach dem, was man gerade so zuhause hat. Verschiedene Nüsse und Trockenfrüchte eignen sich gut, man kann jedoch auch ein paar Esslöffel zuckerfreie Müslimischung unterkneten, dann hätte man sozusagen gleich das all-in-one-Paket.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Dick eingepackt: Rotkohlrouladen mit Cranberries

Was ist denn jetzt los? Draußen ist es ja auf einmal schweinekalt geworden! Zeit, alles und jeden dick einzuwickeln. Nachdem ich gestern schon michelinmännchenartig verpackt bei der Arbeit aufgeschlagen bin, ist jetzt das Essen dran: Hackfleisch und Cranberries bekommen eine hübsches Mäntelchen aus Rotkohl, dazu ein feiner Kartoffelpüree. Nee, wat schön! Besonders angetan war ich von dem Sößchen, übrigens eine Premiere, denn lilafarben gab´s das bei mir noch nie. Gutes Kontrastprogramm zum grauen Herbstwetter. Und Cranberries enthalten darüber hinaus eine Ladung Antioxidantien (Falten, Mädels, ich sag nur Falten!) und erhöhen die Werte von Salicylsäure im Körper, letztere ist auch in bekannten Schmerzmitteln enthalten und wirkt entzündungshemmend. Cranberries schützen also sogar vor Grippe und anderen bösen Sachen. So, jetzt habt ihr den Salat und müsst sofort Cranberries essen, sonst befällt euch der Schnupfen innerhalb der nächsten 5 Minuten! 


Hier kommt das Rezept für 2 Personen: 
50 ml Rotwein
35 g getrocknete Cranberries
1 Rotkohl
1 trockenes Brötchen (vom Vortag)
1 Zwiebel
300 g Hackfleisch
1 Ei
Salz, Pfeffer
1 EL Butterschmalz
1 Lorbeerblatt
1 Gewürznelke
250 ml Rotwein
250 ml Brühe
2 EL Saure Sahne
ggf. etwas Speisestärke zum Binden der Sauce
ggf. Küchengarn zum Fixieren der Rouladen
Petersilie für die Deko

Die Cranberries im Wein einweichen. Vom Kohl den Strunk keilförmig herausschneiden und die äußeren Blätter entfernen. 2 l Wasser zum Kochen bringen und den Kohl darin kochen, bis sich die Blätter lösen lassen. Abgießen und 4-6 Blätter ablösen. Die Blattrippen mit einem scharfen Messer flach schneiden, dann lassen sich die Blätter später besser rollen. Den Rest Kohl anderweitig verwenden, evtl. zu Rotkraut schmoren. Zwiebel schälen und fein hacken. Die Hälfte der Zwiebeln, das Brötchen, Hack, Ei, Salz und Pfeffer miteinander verkneten. Die Cranberries abtropfen lassen und untermengen. Jeweils 2-3 Kohlblätter (je nach Größe) überlappend nebeneinander legen, die Hackfüllung darauf verteilen und das ganze zu Rouladen zusammenrollen, dabei die Seitenränder nach innen klappen, damit nichts von der Masse ausläuft. Ggf. mit Küchengarn fixieren. Butterschmalz erhitzen und die Rouladen darin anbraten. Die andere Hälfte der Zwiebeln, Lorbeer, Gewürznelke, Brühe und Wein zugeben und würzen. Zugedeckt ca. 45 Minuten schmoren. Die Rouladen herausnehmen, warm stellen und den Fond kräftig einkochen. Zum Schluss die saure Sahne unterrühren. Sollte die Sauce noch zu dünnflüssig sein, 1 gestr. TL Speisestärke mit etwas Wasser glatt rühren und in die Sauce einrühren, dann erneut kurz aufkochen lassen. Rouladen mit der Sauce anrichten und mit Petersilie bestreut servieren. Dazu schmeckt Kartoffelpüree. 


Das Rezept stammt leicht angepasst aus ARD Buffet 9/10.

Sonntag, 17. Oktober 2010

News und Hack: Keema-Curry

Es gibt eine kleine Neuerung: Ihr kennt das doch auch, wenn man Hunger hat und noch nicht genau weiß auf was, dann wälzt man Kochbücher oder durchforstet das Internet nach Köstlichkeiten, die sich gut anhören und - vor allem - den vorhandenen Gelüsten entsprechend aussehen, oder? Ok, ich mache das eigentlich nicht nur wenn ich Hunger habe sondern ... irgendwie immer. Ziemlich oft zumindest. So wie jüngst auch bei diesem Keema-Curry, und das hat mich auf die Idee gebracht meine Rezepte nicht nur in einem schlichten Verzeichnis aufzuführen, sondern auch diesen kleinen "What you see is what you eat"-Link oben rechts in der Navigationsleiste einzubauen. Hier werde ich nach und nach meine gesamten Rezeptfotos noch einmal im Miniaturformat verlinken, dann hat es das Auge etwas leichter und vor allem muss sich die Hand nicht erst durch das gesamte Rezeptverzeichnis klicken um an die Bilder und Rezepte zu kommen. Happy Clicking euch allen (und mir, denn ich weiß oft selbst nicht mehr was ich gekocht habe und nutze diese Option um meinen lahm gelegten Gehirnzellen auf die Sprünge zu helfen). Zurück zum Keema-Curry: Hier gibt es gefühlte 372 829 Zubereitungsarten, kaum verwunderlich, denn es ist sowohl ein indisches als auch ein pakistanisches Traditionsgericht und jede Oma und Mama brutzelt das nach ihren eigenen Vorlieben. Die Hauptbestandteile sind meistens Hackfleisch, Ingwer, Tomaten und Joghurt, die Gewürze und Einlagen variieren je nach Region. Hier kommt meine Version.


Zutaten für 2 Personen:
2 EL Öl
1 große rote Zwiebel, fein gehackt
1 TL frisch geriebener Ingwer
1 Knoblauchzehen, fein gehackt
1 grüne Chilischote, Kerne entfernt und in feine Ringe geschnitten 
1 Gewürznelken
1/2 Zimtstange
350 g Rinderhackfleisch
1 EL gem. Koriander
1 TL Garam Masala
1 TL gem. Kreuzkümmel
1/2 TL gem. Kurkuma
eine Prise Cayenne-Pfeffer
1 Dose gehackte Tomaten (ca. 240 g)
3 Kartoffeln
1 TL Salz
150 g Erbsen (TK)
Etwas Petersilie (oder wer möchte Koriander) zum Bestreuen

Öl in der Pfanne erhitzen und die Zwiebeln darin 10 Minuten anbraten. Ingwer, Knoblauch, Chili, Zimtstange und Gewürznelken hinzufügen und ein paar Minuten weiterbraten. Das Hackfleisch dazugeben und scharf anbraten, bis es bräunt. Koriander, Garam Masala, Kreuzkümmel, Kurkuma und eine Prise Cayennepfeffer untermischen. Kartoffeln schälen und würfeln und zusammen mit den Tomaten und dem Salz zum Hackfleisch geben. 200 ml Wasser angießen und mit Deckel ca. 20 Minuten köcheln lassen, bis die Kartoffeln gar sind. Joghurt und Erbsen untermischen, noch einmal 5 Minuten gut durchwärmen und mit Petersilie bestreut servieren. Dazu schmeckt Reis oder Fladenbrot.


























Im Nachhinein betrachtet ist das Keema-Curry vielleicht nicht unbedingt die beste Wahl um ein Plädoyer für "Das Auge isst mit" anzubringen, denn so richtig erkennen WAS man gerade da isst, tut man dabei nicht. Ginge rein bildlich auch als Chili con Carne, Erbseneintopf oder eine neue Napoli-Version durch, finde ich. An dieser Stelle merkt man eben doch, dass bei aller Befriedigung über´s Auge der Geschmack letztendlich entscheidend ist. Der war hier übrigens ganz wunderbar. 

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Ein sahniges Halali: Jägertorte mit Preiselbeeren

"Auf der Jagd nach Preiselbeeren" könnte die Überschrift auch lauten, denn die hatte ich beim ersten Einkauf vergessen. Also nochmal los und wieder zuhause dann das: Es sind die falschen Preiselbeeren! Ich brauche sie pur, in einfache Flüssigkeit eingelegt, und was habe ich gekauft? Die mit Glibber. Ihr wisst schon, die, die wie Marmelade im Glas und am Löffel kleben bleiben. Aber wie so oft ist das Glück mit den Dummen und ich habe festgestellt, dass ich mir auf diese Art einen beträchtlichen Arbeitsschritt gespart habe - nämlich das Einkochen und Gelieren der Preiselbeer-Masse, die äußerst wahrscheinlich ganz genau so schmecken würde wie mein vermeintlicher Fehlkauf. Die Torte entpuppt sich für mich also zu einem wahren Schnellschuss, was die Zubereitung betrifft. Was die Tortendekoration anbelangt, so verläuft die Grenze zum Kitsch oft fließend und auch dieses Mal musste ich hysterisch kichern, als plötzlich die Sahnehäubchen zu weißen Mini-Tannenbäumchen mutierten und ich mir vorstellte, wie Fuchs und Hase sich auf meinem bunten Sahne-Preiselbeer-Schokoladen-NichtZitronenmelissedafürMinze-Traum Gute Nacht sagen. Fehlt nur noch der Playmobil-Hirsch, oder? Ach ja, und den Bock auf dem Bild habe ich ausnahmsweise mal nicht selbst geschossen. 


Für eine Springform mit 26cm Durchmesser:
Für den Rührteig:
150 g Butter
150 g Zucker
1 Pk. Vanille-Zucker
4-5 EL Rum
1 Prise Salz
4 Eigelb
60 g Mehl
2 gestr. EL Backpulver
1 Tafel geraspelte Edelbitterschokolade
150 g gemahlene Mandeln
4 Eiweis

Für die Füllung (ich gebe jetzt die "vorgesehene Preiselbeerversion" an, wer es sich einfach machen möchte, so wie ich, kauft die Gelee-artigen Preiselbeeren im Glas):
2 Gläser Preiselbeeren im Saft (Abtropfgewicht je 135 g)
1 Pk. roter Tortenguss
250 ml Preiselbeersaft (aus den Gläsern)
1 TL Zucker
600 g Sahne
2 Pk. Sahnesteif
2 Pk. Vanillezucker
Zum Garnieren: Zitronenmelisseblätter (ich habe Minze genommen, die war gerade noch vorrätig) und ca. 30 g geriebene Edelbitterschokolade

Für den Teig die Butter mit dem Handrührgerät geschmeidig rühren. Nach und nach Zucker, Vanillezucker, Rum und Salz unterrühren. So lange rühren, bis eine gebundene Masse entstanden ist. Die Eigelb nach und nach unterrühren. Mehl mit Backpulver mischen, sieben und unterrühren. Schokoladenraspel und Mandeln unterrühren (übrigens: Ich habe die Schokolade mit einem großen, glatten Messer auf einem Brett feingehackt, das hat für mich persönlich besser geklappt als das ganze zu reiben). Eiweiß steif schlagen und vorsichtig unter den Teig heben. 
Eine Springform fetten und den Boden mit Backpapier auslegen. Den Teig hineingeben, glattstreichen und im vorgeheizten Ofen bei 180°C etwa 40 Min. backen. 
Nach Ende der Backzeit den Gebäckboden aus der Form lösen, auf ein Kuchengitter stürzen und abkühlen lassen. Den Boden einmal waagrecht durchschneiden. 
Für die Füllung die Preiselbeeren in einem Sieb abtropfen lassen, den Saft dabei auffangen und 250 ml abmessen. Einen Guss aus Tortengusspulver, Preiselbeersaft und Zucker nach Packungsanweisung zubereiten. Die Hälfte der Preiselbeeren unterrühren (dieser gesamte Teil entfällt natürlich, wenn ihr die Glibber-Preiselbeeren gekauft habt, da ist die Masse schon fest genug und kann direkt auf den unteren Gebäckboden gegeben werden). Den unteren Gebäckboden auf eine Tortenplatte legen. Die Preiselbeermasse darauf verteilen, dabei einen 1 cm breiten Rand frei lassen. Die Masse gut erkalten lassen. Sahne mit Sahnesteif und Vanillezucker steif schlagen. Unter die Hälfte der Sahne die Hälfte der Preiselbeeren (also die Hälfte der übrigen Hälfte sozusagen) rühren und auf der Preiselbeermasse verteilen. Den oberen Gebäckboden darauf setzen. Die Tortenoberfläche mit der Hälfte der restlichen Sahne überziehen, die andere Hälfte in eine Spritztülle füllen und damit die Torte verzieren. Mit den restlichen Preiselbeeren, Zitronenmelisseblättern und Raspelschokolade bestreuen. Und den Playmobilhirsch nicht vergessen. 


Das Rezept stammt leicht abgewandelt aus dem Oetker-Buch "Backen auf dem Lande". 

Sonntag, 10. Oktober 2010

Einbürgerungsessen: Frankfurter Carbonara

Jetzt lebe ich schon über ein Jahr in Südhessen und habe mich die ganze Zeit vor einem regional-kulinarischen Wahrzeichen gedrückt: "Frankfodder grie Soß". Traditionell beinhaltet die Kräuterbombe Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch, je nach Saison gibt es kleine Abweichungen. Klassisch isst man sie oft mit gekochten Eiern oder Kartoffeln und Rindfleisch. Diese weniger klassische, dafür bestimmt ebenso gute Variante ist für Pasta-Fans wie geschaffen. Un en Bembel Ebblwoi schmeckt dazu auch. 


Hier kommt das Rezept für 4 Personen:
1 Bund Frankfurter Kräuter
2 Eier
200 ml Sahne
500 g Spaghetti
100 g Schinkenspeck, gewürfelt
50 g Parmesankäse, gerieben
Salz, Pfeffer

Die Kräuter kurz abbrausen, trockenschleudern und grob hacken. Zusammen mit den Eiern und der Sahne kurz pürieren. Spaghetti in kochendem Salzwasser al dente kochen. Eine Pfanne ohne Fett erhitzen, Schinkenwürfel darin kurz anbraten. Spaghetti abgießen, dabei etwas vom Nudelwasser auffangen. Die Nudeln mit der Kräuter-Eier-Sahne und 4 EL Nudelwasser in die Pfanne geben und mit dem Schinkenspeck gut vermischen, dabei alles gut durchwärmen. Parmesan unterrühren und mit Salz und Pfeffer würzen. Zum Servieren je nach Geschmack zusätzlich mit Parmesan bestreuen.


Die Rezeptidee stammt aus dem Buch Born to Cook II von Tim Mälzer. Ich habe die Butter weggelassen und Mengen und Zubereitung ein bisschen angepasst.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Es herbstet sehr: Kartoffelsuppe mit Zwetschgentartelettes

Ich denke es jedes Jahr wieder: Der Herbst ist einfach meine liebste Jahreszeit! So schön der Sommer auch war, es gibt ein paar Dinge, die werde ich ganz und gar nicht vermissen. Erstens: Verschwitzte Halbnackte in der U-Bahn, zu denen ich ja zwangsläufig auch gehöre. Keiner mag das Gefühl, wenn die eigene Haut mit einem Schmatzgeräusch an die klebrigen Körperteile des Vordermanns gedrückt wird (außer vielleicht der kleine ältere Herr, der einmal neben mir stand und mit seinem Gesicht bei Bremsen an der Haltestelle im prallen Dekolleté einer brünetten Schönheit landete - ich sag´s euch, der sah danach aus als hätte er im Lotto gewonnen!). Zweitens: Stechmücken. Kein Tag am See, keine Nacht mit geöffnetem Fenster ohne juckende Souvenirs. Früher habe ich die Biester mit Hilfe von Haarspray und Feuerzeug flambiert, heute werden sie nur noch erschlagen. Blutgierige Überlebende gibt´s aber irgendwie immer. Drittens: Das Nichtvorhandensein von Herbst- und Wintergerichten. Das ist das schlimmste, echt. Sicher, man kann auch im Sommer deftige Eintöpfe und üppige Süßspeisen essen, aber so richtig schmecken tut sowas bei 30° Grad nicht. Jetzt im Herbst und in den kommenden Monaten hingegen werde ich nicht genug davon bekommen können, deswegen gibt´s heute schon eines meiner absoluten Leibgerichte, das meine Mutter auch oft so zubereitet: Eine herrlich deftige Kartoffelsuppe mit einer einfachen, puren Zwetschgentarte.


Hier kommt das Rezept für 4 Personen:
Für die Kartoffelsuppe:
400 g Kartoffeln
2 Karotten
1/2 Sellerieknolle
1 Stange Lauch
1 Zwiebel
80 g Speck, gewürfelt
3 EL Öl
1 1/2 Liter Gemüsebrühe
Salz, Pfeffer, Muskat
1 Lorbeerblatt

Für die Tartelettes:
125 g Mehl
80 g Butter
40 g Zucker
1 Ei 
1 Prise Salz
500 g Zwetschgen
Zucker zum Bestreuen

Für die Tartelettes Mehl auf die Arbeitsfläche häufen, in die Mitte eine Mulde drücken und die anderen Zutaten hineingeben und mit den Händen alles rasch zu einem glatten Teig verarbeiten. Teig zu einer Kugel formen und in Folie gewickelt eine Stunde kalt stellen. 
Währenddessen Kartoffeln und Suppengemüse waschen, schälen und in kleine Stücke schneiden. Die Zwiebel schälen und fein hacken. Öl in einem großen Topf erhitzen und die Zwiebel darin andünsten. Kartoffeln, Suppengemüse und Speck dazugeben und kurz mit andünsten, dann die Gemüsebrühe angießen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen, das Lorbeerblatt dazugeben und 30 Minuten kochen. 
Backofen auf 200°C vorheizen. Zwetschgen waschen, entsteinen und vierteln. Teig aus der Folie wickeln und in 4 gleich große Stücke teilen. Jedes Stück dünn und rund ausrollen. 4 kleine Tarteformen einfetten und jeweils mit einem Teigkreis auslegen. Mit einer Gabel ein paar Mal in den Teig stechen und die Zwetschgenviertel darauf verteilen. Mit jeweils 1-2 TL Zucker bestreuen. Im vorgeheizten Ofen bei 200°C ca. 25 Minuten backen.
Lorbeerblatt aus der Suppe entfernen und die Suppe mit einem Mixstab pürieren. Mit reichlich Petersilie bestreut zusammen mit den Tartelettes servieren.

Für manche mag die Kombination von süßer Zwetschgentarte und Kartoffelsuppe ziemlich merkwürdig klingen oder gar unvorstellbar sein - probiert es aus, es schmeckt wirklich gut! Und das ist auch wirklich keine abstruse Idee von mir, in Südbaden ist das eine regionale Spezialität und die Leute essen das TATSÄCHLICH!

Sonntag, 3. Oktober 2010

Ab in den Ofen: Gratinierte Spinatnocken mit Steinchampignons und Sherrysauce

Zum Glück gibt es Überschriften! Andernfalls könnte man nur schlecht erahnen, was dieser undefinierbare Berg hier auf dem Teller darstellen soll. Aber was auf den ersten Blick wirr aussieht, hinter dem steckt oft ein fein abgestimmtes System. Ging mir früher mit Mathe auch so. Aber im Gegensatz dazu habe ich diese Spinatnocken richtig lieb gewonnen und freue mich auf ein baldiges Wieder-Essen. 


Für 2 Portionen:
150 g Blattspinat (ich habe TK genommen)
100 g Ricotta
1 Ei
70 g geriebener Parmesan
75 g Mehl
Salz, Pfeffer, Muskat
2 EL Olivenöl
1 Schalotte, fein gehackt
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
200 g Steinchampignons (oder andere Pilze)
3 EL Sherry
150 g Schmand
4 EL Petersilie, fein gehackt
3 EL geriebener Käse zum Überbacken (z.B. Gouda)

Spinat auftauen lassen, gut ausdrücken und grob hacken (frischen Spinat putzen, mit wenig Wasser kurz blanchieren und zusammenfallen lassen, abgießen und grob hacken). In einer Schüssel den Spinat mit Ricotta, dem Ei, Parmesan und Mehl mischen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Die Schüssel für mindestens 2 Stunden in den Kühlschrank stellen, damit der Teig etwas fester wird (für Ungeduldige wie mich tun´s auch 20 Minuten im Gefrierfach. Den Backofen auf 200°C vorheizen. In einem breiten Topf Wasser zum Kochen bringen. Von dem Spinatteig mit zwei Esslöffeln Nocken abstechen und ins kochende Wasser geben. Die Temperatur etwas verringern und die Nocken ziehen lassen, bis sie an der Oberfläche schwimmen. Mit einer Schaumkelle herausnehmen und beiseite stellen. Pilze ggf. putzen und halbieren. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, Schalotten darin glasig dünsten, Knoblauch und Pilze dazugeben und ein paar Minuten braten. Mit Sherry ablöschen und Schmand und 3 EL Petersilie unterrühren. Die Pilze in eine Gratinform geben, die Spinatnocken darauf verteilen, mit Käse bestreuen und im vorgeheizten Backofen 15 Minuten überbacken. Wenn der Käse leicht gebräunt ist mit der restlichen Petersilie bestreuen und servieren.


Man kann die Nocken auch schon am Vortag zubereiten und sie mit Folie bedeckt im Kühlschrank aufbewahren - dann spart man sich einen Arbeitsschritt wenn z.B. Gäste im Anmarsch sind.