Sonntag, 19. Dezember 2010

Happy Christmas!

Alle vier Kerzen brennen, die letzten Plätzchenpakete sind verschickt, Geschenke fast alle beisammen und ich lehne mich für den Countdown bis Weihnachten entspannt zurück, nippe am Sektchen und freue mich auf die Feiertage mit der Familie und ein rauschendes Fest am Jahresende mit Freunden in der alten Heimat. Schön war es mit euch dieses Jahr, ich freue mich schon auf das nächste, mit vielen neuen Rezepten und Geschichten. Hier sind für eine Weile die Schotten dicht, euch wünsche ich traumhafte Feiertage mit euren Lieben, mit immer gutem Essen und einer Menge zu lachen!



Donnerstag, 16. Dezember 2010

Körniges Kraftfutter: Türkische Sesam-Honig-Bällchen

Neben all dem Chaos mit Geschenke kaufen, Karten schreiben, Menu für Heiligabend planen und neben den schönen, besinnlichen Stunden, in denen man Plätzchen isst, den Schneeflocken beim Tanzen zusieht und sich die Vorfreude auf ein paar entspannte Tage mit der Familie breit macht, hat die Vorweihnachtszeit für viele von uns noch ein paar ganz spezielle Kandidaten auf Lager: Viren und Bazillen! Die gibt´s gratis und ohne, dass man dafür etwas tun muss. "Och, nimmste dir gleich mal ein paar mit..." Die Nonchalance meiner Schleimhäute macht mich immer wieder sprachlos. Bis ich meine Stimme wieder gefunden habe, kaue ich lieber auf ein paar von diesen leckeren Sesam-Honig-Bällchen herum. Und packe damit nebenbei gleich noch die Keule gegen die Erkältung aus, denn Honig wirkt ja bekanntlich entzündungshemmend!


Hier kommt das Rezept für ca. 30 kleine Bällchen:
Für den Teig:
75 g Sesamsamen
50 g Mehl
1 Msp. Backpulver
1 Eigelb
2 EL Orangenblütenwasser
1 EL zerlassene Butter
1 EL Öl

Außerdem:
Öl zum Frittieren
200 ml Honig

Sesamsamen in einer beschichteten Pfanne 2-3 Minuten unter wenden anrösten. In eine Schüssel geben und abkühlen lassen. Mehl und Backpulver dazugeben und miteinander vermischen. Die übrigen Teigzutaten zufügen und gut miteinander verkneten. Teig zu einer Kugel formen und 15 Minuten ruhen lassen.
Frittieröl in einem großen Topf erhitzen, ein Teigstück soll sofort anfangen zu zischen, wenn man es hineingibt. Dann die Bällchen portionsweise ca. 2-3 Minuten goldgelb frittieren. Mit einem Sieb oder einer Küchenzange herausnehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen. 
Den Honig in einem kleinen Topf einmal aufkochen, dann Hitze reduzieren und die Bällchen portionsweise eintauchen, wieder herausnehmen (ich habe dafür eine Pralinengabel genommen, klappte perfekt) und auf einem Kuchengitter abtropfen und trocknen lassen. Dabei aufpassen, dass die Bällchen nicht aneinander kleben. 


Orangenblütenwasser gibt es in der Apotheke, im Reformhaus und in gut sortierten Shops für ausländische Spezialitäten zu kaufen. Es ist vielseitig verwendbar, nicht nur zum backen, man kann auch Milchspeisen ganz wunderbar damit aromatisieren, ebenso mit dem bekannteren Rosenwasser. 

Sonntag, 12. Dezember 2010

Geschenkeproduktion II: Linzer Tartelettes

Es ist Halbzeit, meine Damen und Herren! In 12 Tagen ist Bescherung angesagt. Habt ihr schon alle Weihnachtsgeschenke? Ich nicht. Es ist auch immer das gleiche Theater, ich schwöre mir jedes Mal am 23. Dezember in jeder verflixten 300 Meter langen Kassenschlange, dass das wirklich das allerletzte Mal war und dass ich im kommenden Jahr mit Beginn der Adventszeit zumindest Mutter, Freund, Oma, Tanten, Onkels und Cousinen geschenketechnisch abgehakt habe. PUSTEKUCHEN! ERZÄHL DAS DEINER GROßMUTTER! Klappt nämlich niemals. Obwohl ich dieses Jahr so nahe dran bin, wie schon lange nicht mehr, denn was die kulinarische Geschenkeproduktion betrifft, so habe ich tatsächlich ein bisschen vorgearbeitet. Da ich Linzertorte sehr gerne mag, kam ich auf die Idee aus der Menge für eine große Springform mehrere kleine Tartelettes zu backen und ihnen ein weihnachtliches Outfit zu verpassen. Der Plan ist aufgegangen und ich habe 6 Mini-Geschenkproblemchen weniger. 


Hier kommt das Rezept für 6 kleine Tartelettes:
Für den Teig:
250 g Mehl
200 g Zucker
200 g gemahlene Mandeln
1 Päckchen Vanillezucker
1 TL Zimt
1 Prise gemahlene Nelken
250 g Butter
1 Ei
2 EL Kirschwasser

Außerdem:
200 g Johannisbeermarmelade
200 g Himbeermarmelade
1 Eigelb + 1 EL Milch zum Bestreichen
Fett und Mehl für die Form

Für den Teig alle Zutaten gut miteinander verkneten. Zu einer Kugel formen und in Frischhaltefolie gewickelt eine Stunde kalt stellen. 6 kleine Tartelette-Förmchen einfetten und mit Mehl bestäuben. Teig in 6 Portionen teilen und jeweils auf bemehlter Arbeitsfläche rund und etwas größer als die Förmchen ausrollen. Die Förmchen mit dem Teig auslegen und den Bode ein paar Mal mit einer Gabel einstechen. Backofen auf 180°C vorheizen. Den restlichen Teig auf bemehlter Arbeitsfläche ca. 5 mm dick ausrollen und mit einem Plätzchenausstecher Sterne ausstechen. )Mit verschiedenen Größen sieht es noch hübscher aus, finde ich.) Die beiden Marmeladesorten miteinander glatt rühren und auf den Teigböden verteilen. Die Sterne dicht nebeneinander auf der Masse verteilen. Eigelb und Milch miteinander verquirlen und Sterne damit bepinseln. Auf der zweiten Schiene von unten ca. 40 Minuten backen. Herausnehmen und gut auskühlen lassen, bevor sie verpackt werden. Es empfiehlt sich, die Törtchen mindestens 2-3 Tage vor dem Verzehr durchziehen zu lassen, so schmecken sie noch besser. 


Aufbewahren lassen sich diese Tartelettes übrigens ebenso lange, wie die meisten Weihnachtsplätzchen, also 3-4 Wochen sind kein Problem. Ich habe die Tartelettes einzeln eng mit Folie umwickelt und zum Verschenken nur noch Geschenkband und ein paar Mini-Kugeln als Dekoration angebracht. So halten sie lange frisch und ziehen gut durch.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Light my fire: Spaghetti auf Zwiebel-Honig-Chili-Sugo

Na, heute schon Schnee geschippt? Ich schon, und ich kann nur sagen: Leute, ist das kalt da draußen! Jetzt ist so richtig Winter, wie es sich gehört. 20 Zentimeter Neuschnee über Nacht, eisige Füße, tropfende Nasen, beschlagene Fenster in der U-Bahn und der stetige Wunsch nach einheizenden Getränken und Speisen. Und ich freue mich wie eine Schneekönigin und habe endlich einmal wieder Hoffnung auf weiße Weihnachten! Meint ihr das wird was? Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann wir das letzte Mal um den Weihnachtsbaum saßen, als draußen alles weiß war. Fühlt sich an als wären es Ewigkeiten! Hach je, bevor ich jetzt quasi sentimental werde, kommt schnell etwas, das zwangsweise warme Gedanken beschert: Wirklich feurig scharfe Spaghetti! 

Zutaten für 6 (2) Portionen (in Klammer meine Abweichungen vom Original):

500 g Spaghetti (300 g)
4 Zwiebeln (2)
1 Tomate (3)
1 Bund Basilikum
2 Knoblauchzehen
2 EL Honig (3)
1 kleine Chilischote, fein gehackt (eine große rote Chilischote, fein gehackt)
Salz, Pfeffer
etwas Olivenöl und Butter
Kerbel zum Garnieren (Basilikum)

Für das Sugo die Tomaten blanchieren, die Haut abziehen, Saft und Kerne herausnehmen und aufheben. Aus dem Fruchtfleisch Würfel schneiden. Die Kerne und den Saft pürieren. Zwiebeln und Knoblauch fein hacken und in Olivenöl anschwitzen, mit dem Tomatensaft ablöschen und mit Salz, Pfeffer, Honig sowie der Chilischote abschmecken. Die Tomaten und das gehackte Basilikum kurz mitschwenken. Die Spaghetti im Salzwasser bissfest kochen und in Olivenöl und etwas Butter schwenken. Die Spaghetti auf Teller verteilen und mit dem Sugo umgießen. Mit frischem Kerbel ausgarnieren (das habe ich vergessen). 

Das Ganze sieht zwar eher unspektakulär aus, die Kombi Honig und Chili (die ich wohl vom Grillen, aber nicht in Verbindung mit Pasta kannte) hat es allerdings ganz schön in sich und hat mir sehr gut geschmeckt! Ich mag es ja gerne scharf und habe das Feuer dann quasi mit Wein gelöscht, wer empfindlicher ist sollte eine milde Chilisorte wählen, denn der Honig rundet das Gericht zwar fein ab, nimmt die Schärfe jedoch nicht im Geringsten. Das Rezept stammt aus dem Buch Austro Pasta, das mir der Loewenzahn Verlag freundlicherweise hat zukommen lassen.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Hühner-Connection: Lauchkuchen mit Eierguss

Es ist immer wieder ein Spaß, wenn lieber Übernachtungsbesuch unbedingt beim Frühstück machen helfen möchte und ich ihn dann bitte, die Eier aus dem Kühlschrank zu holen. Erst kommt die Schockstarre, dann ein Räuspern, dann: "Sag mal, willst du mich irgendwie vergiften? Die Eier sind seit 8 Monaten abgelaufen!!" Manchmal springe ich dann diabolisch grinsend mit dem Brotmesser in der Hand in Richtung des Gastes, um dessen Kreislauf ein bisschen in Schwung zu bringen, manchmal gibt´s die Antwort aber auch gleich: "Nein, das sind die allerbesten biomäßig exorbitanten Landeier von einer kleinen, glücklichen, nicht-überzüchteten, frei laufenden und kerngesunden Hühnertruppe aus dem Dörfchen, in dem meine Oma wohnt!" 


Der Eierhandel dort ist gut organisiert, die Nachbarin holt gleich mehrere Päckchen Eier bei den legefreudigen "Hüngili" ab, und bringt sie zu meiner Oma, weil diese selbst nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist. Dann gibt´s an der Tür ein kleines Pläuschchen, und wenn niemand da ist, steht die Bezahlung in einem Schälchen bereit und die Eier werden einfach vor die Tür gestellt. Meine Oma ist dann quasi die Verteilstation für die Familie. Die Verpackung ist voll recycelt, denn jedes Mal, wenn ein Päckchen leer ist, wird es aufgehoben und wieder zum Hühnerbesitzer gebracht, der es erneut mit frisch gelegten Eiern füllt. Deswegen hat man im Dezember auch laut Verpackung mal Eier vom April und kann so herrlich Frühstücksgäste schocken. Es ist ja wohl absolut klar, dass das die allerbesten Eier der Welt sind! Und weil draußen alles weiß ist, gibt es heute passend zur Jahreszeit Wintergemüse, nämlich einen feinen Lauchkuchen, mit dem allerbesten biomäßig exorbitanten Landeier-Guss von der kleinen, glücklichen, nicht-überzüchteten, frei laufenden und kerngesunden Hühnertruppe.



Hier kommt das Rezept für eine Springform mit 24 cm Durchmesser:
250 g Mehl
125 g kalte Butter
1 Ei
Salz

1 kg Lauch
3 Eier
125 ml Sahne
125 ml Milch
1/2 TL getr. Thymian
2 EL frische gehackte Kräuter nach Wahl
Pfeffer, Muskat
Mehl zum Ausrollen und Butter zum Einfetten


Aus Mehl, kalter Butter, Ei und einer Prise Salz rasch einen glatten Teig kneten. In Folie gewickelt im Kühlschrank ca. 30 Minuten ruhen lassen. Den Lauch putzen, waschen und in ca. 3 cm lange Stücke schneiden. In kochendes Salzwasser geben und ca. 5 Minuten blanchieren. Abgießen und kalt abschrecken. Gut abtropfen lassen, ggf. mit einem Küchentuch restliche Flüssigkeit abtrocknen.
Ofen auf 200°C vorheizen. Den Mürbteig auf bemehlter Arbeitsfläche ca. 0,5 cm dick ausrollen. Die Form fetten und mit dem Teig auslegen. Den Boden ein paar Mal mit einer Gabel einstechen. Im Ofen ca. 10 Minuten vorbacken. Herausnehmen und die Lauchstücke aufrecht und dicht aneinandergereiht auf den Boden in die Form stellen. 
Eier, Sahne, Milch, Thymian und restliche Kräuter gut verquirlen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Die Mischung vorsichtig über den Lauch gießen. 
Den Lauchkuchen im Ofen 50-60 Minuten backen. Wenn die Oberfläche zu stark bräunt, mit Alufolie abdecken. Dazu schmeckt ein Gläschen Weißwein (oder auch eine Flasche, ha!). 

Wer mehr von der Senioren-Hühnergang lesen und wissen möchte, wie die Eier-Connection WIRKLICH operiert: Hier gibt´s Rhabarber-Baiserkuchen und die Geschichte gleich dazu.